[ Bilder-Demo ]
Die Demonstration »BilderDemo« durch die Kieler Innenstadt am 09. November 2024
Für den 9. November ist eine Demonstration geplant, bei der Drucke der Gemälde (wetterbedingt keine Originale) durch die Stadt zum Rathausplatz getragen werden. Geplant sind dort zusätzlich mehrere Aktionen wie z.B. Livemusik, das Vortragen von literarischen Texten etc.
Die »BilderDemo« widmet sich in erster Linie dem Gedenken an den Matrosenaufstand von 1918 und soll auch die Aufmerksamkeit von bis dahin unbeteiligten Bürger*innen für das Thema generieren. Gleichzeitig wird auf die Präsentation der Gemälde im Rathaus am folgenden Tag aufmerksam gemacht.
Präsentation der Gemälde und ihr Verkauf für einen guten Zweck im Kieler Rathaus (Ratssaal) im Anschluss
Die Gemälde werden an diesem Tag im Original im Ratssaal und auch seinen beiden Nebenräumen präsentiert. Über die Präsentation im Rathaus werden die Urheber der Gemälde entsprechend gewürdigt. Obwohl nach Vorlagen angefertigt, sprechen die Gemälde eine stark malerische, individuelle Sprache.
Der Erwerb soll allein vom Interesse der Käufer am jeweiligen Gemälde bestimmt werden. Deshalb werden die Bilder, ohne Rücksicht auf den Bekanntheitsgrad der Urheber*innen, anonym verkauft. Die Käufer erfahren den Namen der Urheber im Nachhinein. Der Erwerb kann über diese Website stattfinden.
Obwohl eines Tages nicht mehr am Mauerwerk sichtbar, wird die Fassadengestaltung zum Gedenken an den Matrosenaufstand transformiert weiterhin zu sehen sein: in Fragmenten, an den privaten Wänden der Bürger*innen und der Institutionen.
Die Verkaufserlöse sollen dem ZEIK in Kiel-Gaarden, dem Zentrum für Empowerment und interkulturelle Kreativität zugutekommen.
[ Auf einmal hatte ich einen Schuss in der Milchkanne ]
Kunst im öffentlichen Raum zur Erinnerung an den Matrosenaufstand von 1918
Ein Kunstwerk von Piotr Nathan mit direkter kreativer Beteiligung von über 200, überwiegend in Deutschland und Polen lebenden Menschen dreier Generationen – unter ihnen Studierende und Lehrende der Muthesius Kunsthochschule in Kiel, Akademie der Bildenden Künste in Gdańsk/Danzig, sowie Schülerinnen und Schüler des Kunstgymnasiums in Gdynia-Orłowo/Gdingen-Adlershorst und der Grundschule Fröbelschule in Kiel.
Zum Entwurf des Werkes
Der Titel des Kunstwerkes stammt aus einem archivierten Interview mit einem Zeitzeugen der Ereignisse des Matrosenaufstands. Zu jener Zeit erst vier Jahre alt, äußerte er sich als Erwachsener über sein Erleben des Aufstands:
»Einmal sollte ich Milch holen gehen. Auf einmal hatte ich einen Schuss in der Milchkanne. Ich lief heulend weg, und da fing mich ein Soldat auf und brachte mich nach Hause.«
Als zentrales Element des Entwurfs der Fassadengestaltung ist ein Buch zu sehen, liegend aufgeschlagen und mit aufgeblätterten Seiten, ein Symbol des Wissens. Die einzelnen Seiten werden von Fäden nach oben gezogen, sie scheinen in der Luft zu schweben – eine sichtbar fragile Konstruktion. Zahlreiche Bilder des Buches sind entfernt und herausgeschnitten, es entsteht ein Sinnbild für das Schaffen von Orten, an denen Neues stattfinden kann; für Orte des freien Entfaltens; letztlich für unser demokratisches System.
Auch Kinder wurden in die künstlerische Entstehung und den gedanklichen Vorbereitungsprozess des Fassadenbildentwurfes einbezogen. An einem mehrtägigen Workshop nahmen 31 Schüler*innen der dritten Klassen der Fröbelschule in Kiel-Gaarden teil. Im Zentrum dieser Aktion stand die zeichnerische Umsetzung der Bedeutung von Worten und Begriffen, die mit dem Matrosenaufstand zusammenhängen. Die interpretativen Zeichnungen der Kinder und einige ausgewählte, handgeschriebene Begriffe wurden collagenartig in die Ikonografie des Entwurfes integriert. Sie bilden das zweite wichtige Element des Entwurfes.
Zur Realisierung des Werkes
Der Entwurf wurde in quadratische, gleich große Felder aufgeteilt und zum kreativen Abmalen weitergegeben – nicht nur innerhalb Deutschlands, sondern auch nach Polen, in den dafür gezielt gewählten Ballungsraum Trójmiasto (Dreistadt) an der Ostsee, bestehend aus den Städten Gdansk (Danzig), Zoppot (Sopot) und Gdynia (Gdingen). In Gdansk entstand 1980 aus einer Streikbewegung heraus die Gewerkschaft »Solidarność«, die entscheidend an der Revolution und Reform von 1989 mitwirkte. Die Einladung an polnische Bürger*innen aus dieser Region geschah deshalb auch mit dem Ziel der Völkerverständigung.
Es entstanden Gemälde von über 200 Beteiligten, zu denen auch einige namenhafte Künstler*innen zählen. Diese Gemälde, die dem finalen Ergebnis, der Herstellung der bedruckten Plane an der Fassade als Vorlage dienten, sollen nun Mittelpunkt der Erinnerungsveranstaltung im November in diesem Jahr werden.
Historischer Kontext
Der Kieler Matrosenaufstand von 1918 war ein Schlüsselereignis, das die Novemberrevolution und die Gründung der Weimarer Republik einleitete. Ausgelöst durch die Weigerung der Matrosen, sich an einer aussichtslosen Schlacht gegen die britische Flotte zu beteiligen, entwickelte sich der Aufstand schnell zu einer landesweiten Bewegung. Matrosen und Arbeiter forderten Frieden, bessere Lebensbedingungen und demokratische Reformen, was unter anderem zum Ende der Monarchie und zum Beginn der deutschen Demokratie führte. Dieser Aufstand und die »Solidarność«-Bewegung in Danzig teilen die Verbindung des Widerstands gegen autoritäre Regime. Beide prägten nachhaltig die politische Landschaft ihrer Länder und stehen symbolisch für den Kampf gegen Unterdrückung und für Freiheit.
Nathan, geboren in Danzig und tätig in Kiel, verknüpft in seinem Werk die Parallelen dieser Bewegungen. Der Kieler Matrosenaufstand trug zum Ende des Ersten Weltkriegs bei, während »Solidarność« den Fall des Kommunismus in Osteuropa vorantrieb. Beide Ereignisse sind internationale Symbole für den erfolgreichen Widerstand von Bürgern gegen autoritäre Systeme und betonen die Bedeutung kollektiven Handelns.
Heute, in einer Zeit, in der populistische Strömungen weltweit zunehmen, ist Nathans Werk »Auf einmal hatte ich einen Schuss in der Milchkanne« hochaktuell. Ursprünglich für das 100. Jubiläum des Matrosenaufstands geschaffen, wurde dieses kollaborative Werk zu einem künstlerischen und demokratischen Prozess. Es ruft zur Wachsamkeit und zum Schutz der Demokratie auf. Der Erwerb eines Teils dieses Kunstwerks unterstützt zudem einen guten Zweck.
[ Danksagung ]
Ein besonderer Dank an:
Alvar Bohrmann, Nicci Braun, Jakob Braune, Fred Bruss, Jimok Choi, Ute Diez, Christian Feege, Christine Fenzl, Florian Grebert, Helmuth Hanle, Adrian Herzig, Susanne Homann, Katharina Jesdinsky, Lisa Jurek, Sylwia Kasprowicz, Susanne Kollmann, Peter Kruska, den Kunstbeirat der Landeshauptstadt Kiel, Ewa Manuszewska, Simeon Melchior, Gerda Ruge, Anders Prey, Detlev Pusch, Arne Rautenberg, Martin Schoenfeld, Michael Thiel, Nina Venus, David Wassermann, Annette Wiese-Krukowska, Cora Wiggers, Marcin Zawicki, das Präsidium der Muthesius Kunsthochschule in Kiel und in Gedenken dem ehemaligem Kanzler Dirk Mirow, den Mitwirkenden der Kunst-Gymnasien in Gdynia-Orłowo (Gdingen-Adlerhorst) und in Grudziądz (Graudenz), der Kunstakademie Gdańsk (Danzig) und der Fröbelschule in Kiel-Gaarden.
Künstler*innen:
Natalia Adam, Julia Alkiewicz, Justin Baer, Martyna Baranowicz, Ruslan Barsegian, Monika Bartosiak, David Salazar Bianchi, Juan Manuel Blanco, Jan Błażejowski, Bartosz Błędowski, Jakob Leon Bockhardt, Jakub Bogucki, Myrtha Bohrmann, Alvar Bohrmann, Lisa Bootz, Eiko Borcherding, Dorota Borowska, Maxim Brandt, Jakob Braune, Marcelina Bucholc, Inga Busch, Olga Byvsheva, Martyna Charczyńska, Ying-Chih Chen, Maciej Chodziński, Jimok Choi, Oliwia Choroś, Katarzyna Cur, Anna Czarnota, Ute Diez, Wiktoria Dobrzycka, Sára Domeracka, Natalia Dopkoska, Anna Drywa, Żaneta Dziadosz, Sina Eichhorst, Clara Engel, Alexander Faber, Christine Fenzl, Maximilian Flachsenberg, Nicolas Freitag, Karolina Futyma, Oliwia Gapinska, Vera Gereke, Krzysztof Gliszczyński, Julia Goerke, Elżbieta Golińska, Sylwia Gorlik, Wiktoria Górnik, Florian Grebert, Paulina Grudzieńska, Nikola Grunka, Johann Haberlach, Helmuth Hanle, Franziska Heims, Jan Henrik, Aleksandra Hiller, Adele + Alberta Horstmann, Nhu Huynh, Wojcech Jachniewicz, Katharina Jesdinsky, Lisa Jurek, Kaja Juszczenko, Christian Kaesler, Karolina Kaiser, Alicja Kajtanowska, Anna Kalwajtys, Joanna Karaś, Amelia Karpińska, Gerd Kleine-Bley, Julia Klim, Antoni Klimko, Kamila Kmiecik, Migiwa Kobayashi, Maciej Kołodziej, Marta Koniarska, Julia Koprowska, Julia Kostieriewa, Eliza Kotlarek, Zuzanna Kozak, Marta Krasowska, Dominika Krechowicz, Peer Kringiel, Lea Kringiel, Käthe Kruse, Aneta Kublik, Judith Kuhlmann, Urszula Kulczyk, Sandra Kulisz, Aleksandra (Ola) Kurkierewicz, Adam Kurłowice, Jakub Łapacz, Michał Laskowski, Małgorzata Latoch, Dominik Lejman, Marianna Lewandowska, Weronika Lilla, Marta Lipiec Botkiewicz, Attila Richard Lukacs, Katarzyna Łygońska, Antje Majewski, Adam Makowski, Laura Małecka, Filip Maliszewski, Ewa Manuszewska, Weronika Markwart, Aleksandra (Ola) Martyniuk, Julia Mazur, Mariusz Mielęcki, John Miller, Piotr Tadeusz Mosur, Natasza Mueller, Peter Nagel, Zuzanna Nawrocka, Barbara Nawrocka, Arkadiusz Necel, Aleksandra Nowakowska, Matylda Nowek, Lisa Nowroth, Żaklina Nürnberg, Lucja Obrębska, Edward Ołowski, Chae-Dalle Park, Ileana Pascalau, Adrianna Pawelec, Sara Petrichova, Paweł Piernikarczyk, Magdalena Pigońska, Dominika Plucińska, Rebecca Popken, Kornelia Postupalska, Anders Prey, Emilia Ptach, Julia Pudlik, Matylda Rabiega, Aniela Radtke, Agata Radziszewska, Martin Ratka, Arne Rautenberg, Nike Rautenberg, Sophie Reinhold, Dominika Remiszewska, Daniel Richter, Juan Rivas, Anna Ruscher, Magdalena Sadłowska, Ursula Sakowska, Ewa Sandej, Karin Sander, Tami Santarossa, Maria Sarmiento, Meike Schlemmer, Erik Schmidt, Lea Schöning, Milena Semmerling, Shi Shi, Dawid Siczek, Julia Skiba, Grigari Skrylev, Magdalena Smentoch, Tomasz Sójka, Laura Sponar, Noemi Staniszewska, Anna Starkowska, Ewa Staśkiewicz, Karolina Staszak, Łukasz Staszkiewicz, Wiktoria Szamotulska, Katarzyna Szczodrowska, Alexandra Szwarc, Mina Totino, Aleksandra (Ola) Trawińska, Liza Überall, Michał Ujczak, Nina Venus, Alexei Vesselov, Magda Waleryn, Anna Waligórska, Mateusz Wesserling, Maciej Wichnowski, Laura Wiegelmann, Julita Wiench-Kurłowicz, Michalina Wilkirska, Barbara Wiśniewska, Małgorzata Wojda, Hanna Wróbel, Krzysztof Wróblewski, Chang WuZeyang Xu, Marcin Zawicki, Weronika Ziółkowska.
Zum Künstler Piotr Nathan
Piotr Nathan ist bekannt für seine vielseitigen, oft experimentellen Werke. Geboren 1956 in Polen, zog er 1980 nach Deutschland, studierte an der HfbK in Hamburg und lebt heute in Berlin. Seine Arbeiten setzen sich mit Identität, Geschichte und gesellschaftlichen Strukturen auseinander, häufig in Form großformatiger Installationen, die architektonische Elemente integrieren. Piotr Nathans Arbeiten sind oft komplex und vielschichtig, und sie fordern die Betrachter auf, sich intensiv mit den dargestellten Themen auseinanderzusetzen. [ Wikipedia Eintrag Piotr Nathan ]